„Warum werden dreistellige Millionensummen für Kunstwerke bezahlt, die doch nur in verborgenen Depots lagern und niemand zu Gesicht bekommt?“, fragt die Berliner Journalistin Katja Kronberg den Wormser Museumsdirektor Oliver Treschko. Dieser hat auch schnell eine Antwort parat. „Mit keiner anderen Ware kann auf eine solch perfekte Weise kriminelles Geld in den legalen Wirtschaftskreislauf fließen wie über den Weg der Kunst!“ Fälscherwerkstätten in großem Stil, frustrierte Fachleute, die über die Zusammensetzung von Material und Farbe in der Renaissance und der Moderne besser Bescheid wissen als die meisten Museumsdirektoren, dazu noch prominente Gutachter, die sich kaufen lassen, bedienen einen gigantischen Markt.
Orpel taucht mit der „Erfindung der Wirklichkeit“ in die Welt der Kunstfälschungen ein und findet Schnittstellen zwischen dieser und der Welt der Finanzindustrie, die beide auf überzeugende Narrative angewiesen sind: Florentina White, eine gewiefte Finanzjongleurin aus den Vereinigten Staaten, wirbt für ihr gigantisches Unternehmen mit dem Gemälde „Floß der Medusa“ unter dem Firmenlogo und behauptet, dass sich mit der Verlagerung der Energieproduktion in den Weltraum die Klimakatastrophe abwenden ließe.